Bergbau im Felsenmeer

Im Felsenmeer

1000jähriger Eisenerzbergbau im Felsenmeer bei Hemer

Seit 1982 werden im Felsenmeer bei Hemer im Märkischen Kreis, NRW, einer tertiären Grundhöckerlandschaft, Untersuchungen in einem „vorneuzeitlichen“ Bergbaurevier durchgeführt.

Träger dieses Forschungsprogramms ist die Speläo-Gruppe Sauerland e.V., welche bei diesem Forschungsprogramm „Historischer Bergbau“ durch die zuständigen Behörden und Institutionen (so die Untere Landschaftsbehörde des Märkischen Kreises, die LWL-Archäologie sowie das Bergbaumuseum Bochum) unterstützt wird.

Das Untersuchungsgebiet ist mit einer Länge (in Ost-West Richtung) von 800 Metern und einer Breite von 450 Metern zwar relativ klein, beinhaltet jedoch rund 80 künstliche und natürliche Höhlen und Stollen. Vermutet wird, das eine größere Zahl weiterer untertägiger Hohlräume noch nicht erfasst wurde.

Über Tage prägen karst- und bergbauspezifische Erscheinungen, wie Karren, Verstürze, Klüfte und Pingen das Erscheinungsbild und begründeten so die volkstümliche Bezeichnung Felsenmeer. Basisgestein ist mitteldevonischer Massenkalk, mit einer bis zu 1000 m Tiefe reichenden Mächtigkeit.

Das Gesamtgebiet gliedert sich in fünf unterschiedliche Bereiche, Perickanstieg im Westen, Helle im Nordwesten, Pingengebiet im Norden, Am Grauen Ort im Südosten und Kleines Felsenmeer im Süden.

„Neuzeitlicher“ Bergbau von ca. 1630 bis 1871 ist in den Bereichen Perickanstieg, Helle und Am Grauen Ort durch Berggrundbücher, -pläne und Veröffentlichungen nahezu lückenlos belegt. Hierzu konnte das SGS-Forschungsprogramm im Vorfeld der eigentlichen Arbeiten noch diverse Fundlagenbestimmungen unter und über Tage beitragen.

Schon kurz nach Beginn der Suche nach Spuren eines Bergbaugeschehens „vor 1500“, wie in einer Chronik aus dem 18. Jahrhundert vermutet, gelang im Herbst 1982 die Wiederentdeckung einer „Höhlen-Grube“ eines bislang unbekannten Alt-Grubenkomplexes. 1990 konnte aufgrund einer erster Radiokarbondatierung des Bergbaumuseums Bochum dieser auf ein Mindestalter von 800 Jahren bestimmt werden (in der Folge wurde diese Altersangabe durch weitere Analysen der LWL-Archäologie gesichert und auf ein Mindestalter von 1000 Jahren ausgedehnt).

Der Grubenkomplex erhielt, aufgrund des bislang einzig in einer Zwergen-Sage überlieferten Felsenmeer-Altbergbaus, den Arbeitsnamen „Durin-Hallen“ (DH).

Höhleneingang

Nach nunmehr über vierzigjähriger Forschung können die bisherigen Ergebnisse wie folgt zusammengefasst werden:

  • Spätestens um 950 n. Chr. begannen Bergleute mit dem gezielten Abbau von Sedimenten aus fluvialen Höhlengängen.
  • Ziel war, neben der Gewinnung von Limonit, der Abbau von insbesondere dort eingelagerten hochprozentigen Eisensteinknollen mit einem Hämatitanteil von teilweise über 80 %,
  • Als Gezähe dienten fast ausschließlich Keilhauen und Fäustel. Die Baue erreichen, nur in natürlichen(!) Höhlengebäuden umgehend, Teufen bis zu 40 Metern; Abschläge von Brekzie im Fels sind nur selten anzutreffen. Die Tiefbaue wurden an natürliche Klüfte angelegt, wobei die Hauptabbauebenen sich jedoch in einer Teufe von 8-10 Metern ausdehnen. Dies dem Einlagerungshorizont der Erzknollen geschuldet.
  • Nach heutigen Erkenntnissen wurden so mindestens 80% der bislang bekannten Felsenmeerhöhlen in dieser Art ausgeräumt. Die bislang längste zusammenhängende Abbaustrecke erreicht derzeit eine Länge von 3000 Metern.
  • Diese Entdeckung löste auch das bis dahin nur unbefriedigend erklärte Rätsel um das heutige Erscheinungsbild des Felsenmeeres, mussten doch zunächst die deckenden tertiären Rotlehme zum Erreichen der Höhlengänge entfernt werden. So kam -wohl erst wieder im Hochmittelalter- das nun felsenmeerprägende tertiäre Grundhöckerrelief (insbes. im „kleinen Felsenmeer“) nur hier wieder zum Vorschein, während sich die tertiäre Grundhöckerlandschaft unter Tage noch mindestens bis zum Ort Deilinghofen erstreckt, dies ist durch punktuelle Ausgrabungen belegt.
  • Das Ende des hochmittelalterlichen Tiefbaus auf Eisenstein im Felsenmeer wurde entweder durch politische oder technische (Umstellung des Verhüttungsverfahrens) Gründe herbeigeführt. Ausgeeerzte „Höhlen-Gruben“ wurden teilweise aufgelassen, die noch erzführenden jedoch planmäßig verschlossen, dann aber nie wieder (bis ihrem Auffinden gut 730 Jahre später) aufgesucht.

2017 stellt die Stadt Hemer, als untere Denkmalbehörde auf Betreiben der LWL-Archäologie und der Speläo-Gruppe Sauerland e.V. das Felsenmeergebiet unter Denkmalschutz.

Unterwegs zu einem Höhleneingang

Veröffentlichungen zum Komplex des Alt-Bergbaus im Felsenmeer erschienen bislang u. a. in den „Hohenlimburger Heimatblättern“ (Hagen, 1990), dem „Anschnitt“ (Bochum, 1990), beim Papenbusch-Verlag (das Buch „Faszination Felsenmeer“, 2010), in „Industriekultur“ 4/2017 und in „Archäologie in Westfalen-Lippe“, 2017.